Dubai Telegraph - China: Geld gegen Trump

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China: Geld gegen Trump




Donald Trump hat als Präsident der Vereinigten Staaten den Konflikt mit China nach seiner Wiederwahl im Jahr 2024 weiter eskaliert. Anfang Oktober 2025 kündigte er an, ab 1. November 2025 pauschal 100 Prozent Strafzölle auf chinesische Waren zu erheben. Wirtschaftliche Analysen zeigen, dass diese Ankündigung sofort weltweite Turbulenzen auslöste: Der US‑Aktienmarkt verlor an einem Tag rund 1,6 Billionen US‑Dollar an Börsenwert. Auch die Kryptowährungsmärkte gerieten unter Druck. Parallel zur Ankündigung fielen führende digitale Währungen wie Bitcoin von 120 000 US‑Dollar auf 110 000 US‑Dollar, während viele alternative Coins um mehr als 50 Prozent einbrachen. Diese panikartigen Verkäufe führten zur größten Liquidation von Kryptoderivaten in der Geschichte mit einem Volumen von über 19 Milliarden US‑Dollar.

Chinas Führung reagierte auf die US‑Ankündigung mit einer Mischung aus öffentlichen Drohungen und gezielten wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Die Volksrepublik verfügt über mehrere finanzielle Hebel, die in den vergangenen Monaten in Stellung gebracht wurden und die Märkte unmittelbar beeinflussen. Dazu zählen die gezielte Steuerung des Wechselkurses der Landeswährung, der Aufbau und Einsatz eines staatlichen digitalen Zahlungsmittels, die Nutzung ihrer enormen Devisen‑ und Anleihebestände sowie Exportkontrollen bei kritischen Rohstoffen. Zusammen formen sie eine finanzielle Gegenoffensive, die nicht nur Trumps Zollpolitik unter Druck setzen soll, sondern auch die globale Wirtschaftsordnung herausfordert.

Währungspolitik als Abschreckung
Ökonomen verweisen darauf, dass die Abwertung des chinesischen Renminbi (Yuan) eines der wirksamsten Instrumente Pekings im Zollstreit ist. Studien zu früheren Handelskonflikten zeigen, dass die chinesische Zentralbank den Yuan in der Vergangenheit gezielt hat fallen lassen, um höhere Zölle teilweise zu neutralisieren. Analysten bewerten diese Strategie als Chinas stärkste Waffe: Eine gezielte Abwertung würde die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Exporte erhalten und gleichzeitig den US‑Aktienmarkt treffen. Fachbeiträge heben hervor, dass ein Wertverlust der chinesischen Währung die Gewinnmargen vieler börsennotierter US‑Konzerne schmälert und damit den S&P‑500‑Index belastet. Bereits im Jahr 2018 fiel der Yuan nach der Einführung von US‑Strafzöllen um fast denselben Prozentsatz wie die Zollerhöhung; diese Abwertung löste damals einen deutlichen Einbruch an den US‑Börsen aus.

Die aktuelle Eskalation weckt die Erinnerung an diese Episode. Beobachter weisen darauf hin, dass die chinesische Währung seit den jüngsten Ankündigungen zwar stabil geblieben ist, Peking jedoch jederzeit Spielraum für eine gezielte Abwertung besitzt. Um dieses Szenario zu entschärfen, wurde in Washington sogar diskutiert, Zölle stufenweise einzuführen oder branchenspezifisch zu gestalten, um eine abrupte Yuan‑Schwäche zu verhindern. Der Devisenmarkt bleibt damit ein zentrales Schlachtfeld des Handelskriegs.

Ein weiterer finanzieller Hebel ist der riesige Bestand chinesischer Devisenreserven in US‑Anleihen. China ist der zweitgrößte Gläubiger der Vereinigten Staaten und hielt nach Angaben des US‑Finanzministeriums im Frühjahr 2025 rund 760 Milliarden US‑Dollar an US‑Staatsanleihen. Experten bezeichnen dies als „nukleare Option“: Durch den massenhaften Verkauf dieser Papiere könnte Peking den US‑Dollar abwerten und die Refinanzierungskosten Washingtons erhöhen. Wirtschaftsanalysten merken jedoch an, dass ein solches Vorgehen auch China selbst schaden würde, weil die eigenen Dollarreserven an Wert verlieren und der Yuan steigen würde. Die Drohung entfaltet dennoch Wirkung; Spekulationen über chinesische Verkäufe ließen im April die Rendite zehnjähriger US‑Anleihen innerhalb einer Woche um 0,5 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent springen. Manche Marktbeobachter deuteten diese Bewegungen als Hinweis darauf, dass China in kleinem Umfang bereits Anleihen abstoße, um seine Verhandlungsposition zu stärken.

Der digitale Yuan – Chinas monetäre Innovation
Neben traditionellen Instrumenten wie Devisenreserven arbeitet Peking an einem tiefgreifenden Umbau des Geldsystems. Seit 2023 wird der digitale Yuan (e‑CNY) flächendeckend getestet. Bis Mitte 2025 konnten laut offiziellen Angaben über 10 Millionen Händler in 17 Provinzen diese virtuelle Währung akzeptieren. In mehreren Städten erhalten Staatsbedienstete ihr Gehalt bereits in digitaler Form. Das elektronische Zahlungsmittel kann offline via NFC oder Bluetooth genutzt werden und ist direkt mit Chinas bestehender digitalen Zahlungsinfrastruktur verknüpft. Ziel ist es, den internationalen Handel schrittweise vom US‑Dollar zu entkoppeln: Über internationale Pilotprojekte wie mBridge testet China gemeinsam mit Partnern aus Thailand, Hongkong und den Vereinigten Arabischen Emiraten grenzüberschreitende Abwicklungen in digitalem Yuan.

Diese Strategie verfolgt mehrere Zwecke. Einerseits möchte Peking seine Finanzsouveränität stärken und Zahlungen außerhalb der westlich dominierten SWIFT‑Infrastruktur abwickeln. Andererseits gilt der digitale Yuan als geopolitisches Werkzeug, das in Handelsabkommen eingesetzt werden kann. Beispielsweise wurde im Oktober 2023 der erste internationale Rohölhandel über eine Million Barrel in digitalem Yuan abgewickelt. Analysten erwarten, dass sich die internationale Nutzung dieser Währung im Zuge des Handelskonflikts beschleunigt und Beijing dadurch die Abhängigkeit von US‑Banken verringert. Die digitale Währung wird damit zu einem weiteren geldpolitischen Hebel in der Auseinandersetzung mit Washington.

Die Vereinigten Staaten haben ihrerseits begonnen, einen Krypto‑Reservefonds aufzubauen. Im Frühjahr 2025 unterzeichnete Trump eine Anordnung, mit der beschlagnahmte Bestände an Bitcoin und anderen Kryptowährungen als strategischer Reserve gehalten werden. Rund 200 000 BTC im Wert von etwa 18 Milliarden US‑Dollar wurden in einen digitalen „Fort Knox“ überführt und sollen nicht verkauft werden. Weitere Altcoins wie Ether, Solana oder XRP werden in einer flexiblen Reserve gehalten, die je nach nationalem Interesse aktiv gemanagt werden kann. Gleichzeitig setzt die US‑Regierung verstärkt auf Deregulierung und die Förderung der Kryptobranche, wodurch sich ein regelrechter digitaler Währungswettlauf zwischen beiden Staaten entwickelt hat.

Seltene Erden als geopolitische Druckmittel
Ein weiterer Hebel Chinas liegt in der Kontrolle über die Seltene‑Erden‑Wertschöpfungskette. Die Volksrepublik fördert rund 90 Prozent der Seltenen Erden, verarbeitet über 90 Prozent der seltenen Metalle und stellt fast 93 Prozent der weltweit produzierten Magneten her. Diese Elemente sind für Hightech‑Anwendungen unverzichtbar – etwa für Elektromotoren, Batterien, Halbleiter und Rüstungstechnologie. Am 4. April 2025 verhängte das chinesische Handelsministerium Exportrestriktionen auf sieben Seltene‑Erden‑Elemente als Reaktion auf Trumps neue Strafzölle. Diese Maßnahmen untersagen die Ausfuhr bestimmter Mineralien und der zugehörigen Verarbeitungstechnologien; für Produkte mit einem Anteil von mehr als 0,1 Prozent chinesischer Seltene‑Erden gelten künftig Lizenzpflichten. Offizielle Stellen betonen, dass die Regelung nur militärische Anwendungen einschränke, doch Beobachter werten die Maßnahme als gezielten wirtschaftlichen Druck.

Die Auswirkungen ließen nicht lange auf sich warten: US‑Präsident Trump sah in den chinesischen Kontrollen einen Bruch der im Frühjahr erzielten Waffenstillstandsvereinbarung und drohte mit 100‑Prozent‑Zöllen. Auch US‑Industrieunternehmen mussten Fertigungslinien schließen, weil benötigte Materialien nicht rechtzeitig exportiert wurden. Im Juni 2025 einigten sich Delegationen beider Länder zwar auf ein neues Rahmenabkommen, doch die Episode verdeutlichte, wie machtvoll Chinas Rohstoffpolitik als politisches Druckmittel eingesetzt wird. Ein Kommentar aus dem Rohstoffhandel unterstreicht, dass jede Androhung von Ausfuhrbeschränkungen westliche Regierungen nervös macht, denn eine tatsächliche Sperre würde massive Lieferengpässe bei Lithium, Kobalt, Graphit oder Wolfram verursachen. Zugleich besteht für Peking die Gefahr, dass der Westen im Gegenzug schnell eigene Raffinerien aufbaut, wodurch Chinas Monopol schmelzen könnte.

Auswirkungen auf die Aktienmärkte
Die erneuten Zölle und Exportbeschränkungen wirken sich unmittelbar auf die Börsen aus. Nach Trumps Ankündigung verzeichnete der Shanghai Composite Index zunächst Kursverluste von bis zu 2,5 Prozent, während der Hang‑Seng‑Index in Hongkong zeitweise um 3,5 Prozent einbrach, bevor sich die Verluste auf 0,2 bzw. 1,5 Prozent reduzierten. Interessanterweise kletterte der chinesische Seltene‑Erden‑Sektor um mehr als 6 Prozent auf ein Rekordhoch. Analysten deuten dies als Signal, dass chinesische Unternehmen aus strategischen Branchen kurzzeitig vom Konflikt profitieren könnten. Gleichzeitig stiegen die Kurse chinesischer Halbleiterfirmen um 2,6 Prozent, was zeigt, dass Investoren auf staatliche Unterstützung für Schlüsselindustrien setzen.

Die Volatilität blieb jedoch hoch: In Hongkong sprang der Volatilitätsindex zeitweise um 30 Prozent und erreichte den höchsten Stand seit April 2025. Chinesische 30‑jährige Staatsanleihefutures legten zu, da Anleger in sichere Häfen flüchteten. Ökonomen sehen diese Marktschwankungen als Kalkül Pekings: Die strategische Verwendung von Zöllen und Exportkontrollen sorgt für Unsicherheit und erhöht den Druck auf Trumps Administration, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Spekulationen über Verkäufe von US‑Staatsanleihen
Ein weiterer Aspekt der Finanzoffensive betrifft den Markt für US‑Staatsanleihen. Die umfangreichen Zollankündigungen im April führten zu einem sprunghaften Anstieg der Renditen langfristiger US‑Anleihen. Beobachter stellten fest, dass die Renditen zehnjähriger Papiere innerhalb einer Woche um 50 Basispunkte anzogen. Diese Bewegung löste Spekulationen aus, dass China damit begonnen habe, US‑Staatsanleihen zu verkaufen, um Washington unter Druck zu setzen. Einige Marktanalysten sahen in ungewöhnlich starken Handelsschwankungen außerhalb der US‑Handelszeiten einen Hinweis auf gezielte Verkäufe in asiatischen Zeitzonen. Allerdings weisen andere Experten darauf hin, dass solche Marktbewegungen auch auf technische Faktoren oder Zwangsverkäufe von Hedgefonds zurückgehen könnten.

Offizielle Stellen in den USA bekräftigten, sie sähen keine Beweise für eine koordinierte chinesische Verkaufsaktion. Washington würde im Falle einer gezielten Attacke Gegenmaßnahmen ergreifen, doch betonte man zugleich, dass China durch einen groß angelegten Abverkauf seine eigene Währung stärken und sich selbst schaden würde. Trotz dieser Zweifel erzeugt die bloße Möglichkeit einer solchen Maßnahme Unsicherheit auf den Finanzmärkten und erhöht den Verhandlungsdruck auf die US‑Seite.

Folgen für die Kryptomärkte
Die Handelseskalation zeigte eindrucksvoll, wie eng Kryptomärkte mit geopolitischen Ereignissen verknüpft sind. Nach Trumps Zollankündigung kam es zu der größten Liquidation von Kryptoderivaten in der Geschichte: Über 19 Milliarden US‑Dollar an Perpetual‑Futures‑Positionen wurden aufgelöst. Bitcoin verlor kurzfristig mehr als 9 Prozent, viele Altcoins stürzten sogar um über 50 Prozent ab. Die hohe Fremdfinanzierung vieler Spekulanten verstärkte den Abverkauf. Doch institutionelle Investoren und börsengehandelte Fonds reagierten laut Marktbeobachtern vergleichsweise gelassen; sie verzeichneten nur geringe Abflüsse.

Analysten erklären die extreme Volatilität damit, dass Strafzölle sowohl die Inflation erhöhen als auch die Liquidität einschränken. Steigende Importpreise können die Notenbanken zu einer strafferen Geldpolitik zwingen, wodurch weniger Kapital für risikoreiche Anlagen wie Kryptowährungen verfügbar ist. Zugleich sehen manche Investoren digitale Währungen als Absicherung gegen geopolitische Risiken: Wenn das Vertrauen in Fiatgeld schwindet, könnte Bitcoin wie digitales Gold funktionieren. Ein langfristiger Ausblick deutet daher darauf hin, dass die andauernden Handelskonflikte die Akzeptanz dezentraler Zahlungsmittel stärken könnten.

Fazit: Eine komplexe finanzielle Auseinandersetzung
Der eskalierte Handelsstreit zwischen den USA und China ist längst mehr als ein Zank um Zölle. Peking greift zu einem Bündel finanzieller Instrumente, um Druck auf Washington auszuüben. Die gezielte Steuerung des Yuan, das gezielte Drohen mit dem Verkauf von US‑Anleihen, die Förderung des digitalen Yuan, die Exportkontrollen für seltene Erden sowie der Einfluss auf Aktien‑ und Kryptomärkte bilden zusammen ein Arsenal, das in den Händen der Volksrepublik enorme Sprengkraft besitzt. Diese „Finanzwaffen“ wirken nicht nur auf die amerikanische Wirtschaft, sondern strahlen auf weltweite Lieferketten, Rohstoffpreise und Kapitalmärkte aus.

Gleichzeitig birgt diese Strategie Risiken für China selbst: Eine zu starke Abwertung der eigenen Währung oder ein großangelegter Verkauf von US‑Anleihen könnte die heimische Wirtschaft destabilisieren. Exportbeschränkungen können den Westen dazu veranlassen, alternative Lieferketten aufzubauen, was Chinas Monopolstellung schwächen würde. Der Ausbau des digitalen Yuan liefert zwar Unabhängigkeit von westlichen Zahlungsinfrastrukturen, wirft aber Fragen nach Datenschutz und globaler Akzeptanz auf.

Für Europa und insbesondere für exportorientierte Regionen wie Frankreich bedeutet die Zuspitzung des Handelskonflikts erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit. Unternehmen müssen sich auf volatilere Märkte, Unterbrechungen von Lieferketten und stärkere Währungsschwankungen einstellen. Ein nachhaltiger Ausweg aus der Eskalationsspirale kann nur durch diplomatische Verhandlungen gefunden werden. Bis dahin bleibt die Erkenntnis: Geld, Kryptowährungen und strategische Rohstoffe sind zu politischen Waffen geworden, deren Einsatz die Weltwirtschaft nachhaltig verändern könnte.



Vorgestellt


WakeBASE-Sprung vom Dubai Infinity Pool

Das Projekt mit dem Namen "WakeBASE" beinhaltete eine einzigartige Kombination aus Drohnen-Wakeskating und BASE-Jumping.Schauplatz dieses Kunststücks war das Address Beach Resort in Dubai, dessen Infinity-Pool 294 Meter über dem Meeresspiegel liegt und damit den Guinness-Weltrekord hält.Grubbs Herausforderung begann mit einem 94 Meter langen Wakeskating über den Pool auf dem Dach, wobei er von einer speziell entwickelten Drohne gezogen wurde.Der Stunt gipfelte in einem BASE-Sprung vom Rand des Pools, bei dem Grubb 77 Stockwerke hinabsprang, bevor er erfolgreich am Strand landete. Diese Leistung war die Verwirklichung von Grubbs siebenjährigem Traum und ein historischer Meilenstein im Extremsport.Um sich auf "WakeBASE" vorzubereiten, unterzog sich Grubb einem rigorosen Training mit der BASE-Sprunglegende Miles Daisher.Obwohl er im Dezember 2022 erst 26 BASE-Sprünge absolviert hatte, absolvierte Grubb 106 Sprünge während seines Trainings, das in Idaho, USA, und Lauterbrunnen, Schweiz, einem renommierten BASE-Sprungort, stattfand.Das Projekt umfasste auch eine Partnerschaft mit Prada, das maßgeschneiderte, für die Anforderungen von Wakeskating und BASE-Jumping optimierte Kleidung zur Verfügung stellte.Die Drohne, die bei diesem Stunt zum Einsatz kam, wurde von einem Team unter der Leitung von Sebastian Stare mit spezieller Hard- und Software entwickelt, die auf die Anforderungen von "WakeBASE" zugeschnitten ist.Die Wahl des Address Beach Resorts in Dubai war von strategischer Bedeutung, da der hohe Infinity-Pool und das architektonische Layout sowohl für den Wakeskate-Lauf als auch für den BASE-Sprung ideal waren.

Lass dich von Dubai und seinem Zauber überraschen

Lass dich von Dubai und seinem Zauber überraschen

Al-Qaida und der eigene Staat

Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten, in Afrika und in Teilen Asiens zeigen deutlich, dass Al-Qaida nicht mehr nur als loses Terrornetzwerk agiert, sondern zunehmend territoriale Kontrolle anstrebt. Dieser strategische Wandel sollte Europa äußerst wachsam werden lassen.Seit Jahren verlagert Al-Qaida ihren Schwerpunkt von zentral geführten Strukturen hin zu regionalen Ablegern, die flexibel, autonom und oftmals eng mit lokalen Konflikten verwoben sind. Diese regionalen Einheiten verfolgen nicht länger nur das Ziel, Anschläge auszuführen, sondern bauen parallele Machtstrukturen auf – inklusive Verwaltung, Rekrutierung, Finanzierung und territorialer Kontrolle.Besonders in der Sahel-Region, im Jemen, in Somalia und in Nordafrika zeigt sich ein Muster:Wo staatliche Ordnung fehlt, füllen jihadistische Organisationen das Vakuum. In mehreren Gebieten sind Al-Qaida-nahen Gruppen in den vergangenen Jahren stabile Einflusszonen gelungen – mit eigenen Abgabenstrukturen, lokaler Gerichtsbarkeit und teilweise sogar mit rudimentären Verwaltungsformen.Die zunehmende Schwäche staatlicher Institutionen in bestimmten Regionen hat Al-Qaida in die Lage versetzt, Gebiete zu dominieren, Verkehrswege zu kontrollieren und lokale Bevölkerungen unter Druck zu setzen oder durch ideologische Bindung für sich zu gewinnen. Gleichzeitig profitieren die Gruppen von illegalen Einnahmequellen wie Schmuggel, Lösegeld, Schattenwirtschaft und internationalen Unterstützungsnetzwerken.Besonders brisant: In einigen Staaten des Sahel droht ein vollständiger Machtverlust zentraler Regierungen über ganze Regionen. Dort operierende Al-Qaida-Verbünde üben bereits de-facto-Herrschaft über Dörfer, Landstriche und Verkehrswege aus. Internationale Beobachter warnen zunehmend davor, dass aus diesen Fragmenten ein quasi-staatliches Gebilde entstehen könnte – ähnlich wie es einst dem sogenannten Islamischen Staat gelang, bevor dessen Gebietsgewinne zurückgedrängt wurden.Für Europa ergibt sich daraus eine sicherheitspolitische Bedrohung der nächsten Generation:- Erstens: Ein territorial verankerter jihadistischer Akteur bietet idealen Raum für Trainingscamps, Koordinationszentren und operative Planung.- Zweitens: Eine solche Struktur könnte als Magnet für Radikalisierte aus aller Welt dienen und neue Dynamiken in der Rekrutierung schaffen.- Drittens: Die Stabilität benachbarter Regionen Europas – insbesondere Nordafrika – würde weiter untergraben, was geopolitische, humanitäre und wirtschaftliche Auswirkungen hätte.- Viertens: Die Verbindung zwischen lokalen Konflikten und globaler jihadistischer Ideologie könnte Europa direkter betreffen als bislang.Die Wahrscheinlichkeit, dass Al-Qaida innerhalb der nächsten Jahre ein eigenständig kontrolliertes Territorium ausruft, ist heute höher als je zuvor seit der Gründung des Netzwerks. Die Voraussetzungen – Machtvakuum, schwache Regierungen, unkontrollierbare Wüstenregionen und stabile Einnahmequellen – sind in Teilen Afrikas und des Nahen Ostens gegeben.Was bedeutet all die für Europa in Sachen Sicherheit und Demokratie?Europa muss diese Entwicklung ernst nehmen. Es braucht neue sicherheitspolitische Strategien, bessere internationale Zusammenarbeit und eine verstärkte Unterstützung jener Staaten, deren Zerfall jihadistische Gruppen auszunutzen versuchen. Der Kontinent steht vor der Herausforderung, auf eine geopolitische Realität zu reagieren, in der ein extremistisches Netzwerk echte staatenähnliche Strukturen ausbilden könnte.